Wie er sich plagt, sein Hals wird fest, man sieht seine Sehnen. Immer mehr Blut presst sich in sein Gesicht und färbt es gefährlich rot.
Herwig spielt Be-Bop. Ein Schlagzeuger, ein Bassist und Herwig. Ich erwartete heute eckige Musik. So nenne ich den Jazz mitunter. Aber ich höre weiche, harte, dumpfe und schrille aber runde Töne. Hinauf und hinunter zirkulieren Herwigs Finger auf seinem Saxophon. Weiß er, welchen Ton er als nächstes spielen wird? Oder den übernächsten? Oder lässt er seine Stimmung entscheiden?
Der Klub, viel länger als breit und an seinem Ende eine Bühne, klingt gar nicht nach Betonröhre oder Badezimmer. Er klingt sehr nach Klub. Nach einem Jazzklub mitten in Wien. Nicht New York, nicht Prag. Wien. Es ist schön hier in dieser Stadt zu leben, sich nicht nach Greenwich Village sehnen zu müssen, oder in den kleinen verrauchten Bierjazzkeller in Prag.
Man braucht nur am Karmelitermarkt in die „Einfahrt“ zu gehen und schwupp sitzt man in einem äußerst klubbigen Jazzklub.
Heizungsrohre führen an der Decke längs durchs Lokal und enden über den Musikern. Es ist kaum mehr Platz zum sitzen frei, nur mehr an Plätzen an denen man nicht zur Bühne sieht. Heute wollen alle das Trio bewundern. Viele drängen sich an die Schank um immer wieder Platz zu machen für den Kellner und seinem Tablett.
Sieht das Jazzpublikum eigentlich anders aus als sagen wir Rock- oder Westernfans oder Heurigengäste?
Ja, klar. Jazzer sind immer von einer intellektuellen Wolke umgeben. Bloß nicht anmerken lassen, dass man vom Jazz keinen Tau hat.
„Stan Getz?“ „Ja genau!“
Alles Profis, was den Jazz anbelangt. Ich fühle mich gerade deshalb hier sehr wohl.
Sie sind mir in diesem Punkt alle überlegen. Alle. Ohne Ausnahme. Da kann ich doch eine Menge lernen, oder?
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